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WAS SIND AT1-ANLEIHEN?

Die Entscheidung der Schweizer Aufsichtsbehörde, bestimmte Credit-Suisse-Investoren zu entmachten und CHF 16 Milliarden für wertlos zu erklären, hat für Aufregung gesorgt. Besonders die Inhaber von AT1-Anleihen waren verärgert, da sie schlechter gestellt wurden als die Aktionäre. In diesem Artikel werden wir die Hintergründe der Spezialpapiere AT1-Anleihen untersuchen.

Die Rettung der Credit Suisse durch die UBS

Die Notrettung der Credit Suisse durch die UBS mit Hilfe staatlicher Unterstützung sorgte für ein kräftiges Durchatmen an den Finanzmärkten und gleichzeitig auch für eine grosse Erleichterung unter den Aktionären. Nicht aber so bei den Haltern der AT1-Bankenanleihen.

Was sind AT1-Anleihen?

In der Regel ist eine Obligation mit dem Versprechen verbunden, dem Gläubiger zu einem bestimmten Zeitpunkt den Nennwert der Obligation wieder zurückzuzahlen. Bei AT1-Anleihen, die auch «CoCos» (Contingent Convertible Bonds) genannt werden, ist das ein wenig anders. Grundsätzlich handelt es sich bei den Spezialanleihen um Papiere, die zwar fest verzinst werden, aber für die Banken fast so gut wie Eigenkapital sind und deshalb auch als «zusätzliches Kernkapital» gelten.

Die Rolle von AT1-Anleihen im Bankensystem

Als nachrangige Schuldverschreibungen sind sie in der allgemeinen Rendite-/ Risikobetrachtung hinter den Aktien angesiedelt. Das Rückzahlungsversprechen ist jedoch mit einer Beschränkung verbunden. So haben diese Anleihen gewöhnlich einen Auslöser, den sogenannten «Trigger». Fällt die harte Kernkapitalquote (CET1) unter diese Schwelle, werden die Instrumente entweder in Eigenkapital umgewandelt oder – wie im Falle der Credit Suisse – einfach wertlos. Das Geld der Investoren ist dann verloren.

Die Kontroverse um die Abschreibung von AT1-Anleihen

Laut Fachmann Neil Wilson von markets.com haben seit der Erfindung der «CoCo-Bonds» vor knapp zehn Jahren nur die Anleger der spanischen Banco Popular bei der Übernahme durch die Bank Santander ihre Papiere abschreiben müssen. Nun aber macht der Schweizer Finanzplatz mit dem gleichen Szenario Schlagzeilen. Die von Behördenseite angeordnete Komplettabschreibung auf AT1-Anleihen der Credit Suisse möchten aber nicht alle Anleger einfach hinnehmen und denken über mögliche rechtliche Schritte nach.

Die rechtliche Lage bei der Abschreibung von AT1-Anleihen

Die Erfolgsaussichten dürften sich allerdings in Grenzen halten. «Die von der Credit Suisse ausgegebenen AT1-Instrumente sehen vertraglich vor, dass sie im Falle eines Trigger-Ereignisses (Viability Event), insbesondere bei der Gewährung ausserordentlicher staatlicher Unterstützung, vollständig abgeschrieben werden», erklärt die FINMA. Nach Ansicht der FINMA kann das aktuelle Geschehen bei der Credit Suisse als Viability Event eingestuft werden.

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